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„Mit des Kaisers holdseligem Töchterlein“.
Die Sage von der Belagerung der Burg Alteberstein Teil I

<Gernsbach> Eine der bekanntesten Sagen um das Geschlecht der Ebersteiner berichtet von der Belagerung der Burg Alteberstein. Der Inhalt ist rasch erzählt: Kaiser Otto der Große wollte die Burg brechen, da die Ebersteiner Grafen (drei Brüder) den ihm feindlichen Bischof von Straßburg unterstützten. Als sich die Belagerung zu lange hinzog, griff Otto zu einer List und lud die drei Brüder zu einem Turnier nach Speyer mit der Absicht, die Burg in deren Abwesenheit leichter einnehmen zu können. Beim Tanz in Speyer jedoch verriet Ottos Tochter einem der Ebersteiner den Plan, worauf die Grafen nach Hause eilten und ihre Burg erfolgreich verteidigten. Mangels militärischem Sieg versöhnte sich Kaiser Otto mit den Ebersteiner Brüdern und gab dem jüngsten sogar die indiskrete Tochter zur Frau.

Verewigt wurde diese Episode durch ein Gemälde in der Baden-Badener Trinkhalle und eine Ballade von Ludwig Uhland. „Graf Eberstein, hüte dich fein! Heut nacht wird dein Schlösslein gefährdet sein“, so flüstert des „Kaisers holdseliges Töchterlein“ dem Grafen bei Uhland warnend zu. Und als der sie am Ende nach der Versöhnung mit dem Kaiser heimführen darf, flüstert er ihr beim „bräutlichen Reigen“ ins Ohr: „Schön Jungfräulein, hüte dich fein! Heut nacht wird ein Schlösslein gefährdet sein!“

Alteberstein.Trinkhalle

Die Belagerung von Burg Alteberstein, Trinkhalle Baden-Baden

 

Die Suche nach einem historischen Kern dieser romantischen Geschichte gestaltet sich schwierig. Zum ersten Mal findet sie sich 1508 in einer Weltchronik des Passauer Dompfarrers und Kustos Johannes Staindl. Der berichtet, im Jahr 938 habe Kaiser Otto der Große Straßburg eingenommen, danach die „vor dem Schwarzwald gelegene“ Burg Eberstein zweieinhalb Jahre lang belagert, sich schließlich mit dem Grafen von Eberstein ausgesöhnt und ihm seine Tochter zur Frau gegeben. Die Lagebeschreibung der Burg deutet klar auf Alteberstein (heute Ruine bei Ebersteinburg) hin.

Fraglich ist allerdings, ob es im 10. Jahrhundert überhaupt schon Ebersteiner gab. Im Jahr 1085 werden sie zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Das heißt zu dieser Zeit muss die Burg Alteberstein bereits seit einiger Zeit existiert haben, da sich das Geschlecht nach ihr benannte. Bis in die Zeit Ottos I. geht die Burg aber mit Sicherheit nicht zurück. Zu dieser Zeit baute sich der Adel noch keine Namen gebenden Stammsitze. Diese Mode kam erst um die Mitte des 11. Jahrhunderts auf. Die älteste Höhenburg unserer Region befindet sich auf dem Schlossberg in Gaggenau-Michelbach. Sie wurde zwischen 1041 und 1056 von den Herren von Michelbach errichtet, die mit dem Kaiserhaus der Salier verwandt waren.

Die Historiker sind sich heute einig, dass die Familie der Ebersteiner aus der nördlichen Ortenau, und zwar der Gegend um Bühl, Sinzheim und Ottersweier kam. Höchstwahrschein-lich hatte der 1085 erwähnte Herr Berthold einen Bruder namens Burkhart, der auf der Feste Staufenberg über dem Weinort Durbach bei Offenburg saß. Die Adelsfamilie existierte also sicherlich schon im 10. Jahrhundert, auch wenn sie sich, mangels einer gleichnamigen Burg, noch nicht „von Eberstein“ nannte. Einen Aufstand gegen Kaiser Otto im Jahr 938 gab es tatsächlich. Der Straßburger Bischof Ruthard unterstützte die Aufrührer und wurde vom Kaiser vorübergehend inhaftiert. Von einer Eroberung von Straßburg hören wir allerdings nichts und auf welcher Seite die späteren Ebersteiner standen, ist völlig unbekannt.

952 gab es eine zweite Erhebung gegen Kaiser Otto. Sie wurde von Konrad „dem Roten“ angeführt, dem Herzog von Lothringen und Graf im Speyer- und Wormsgau. Die den Ottonen folgende Kaiserdynastie der Salier (1024 bis 1125) betrachtete ihn als ihren Stammvater. Die überwiegende Mehrzahl der Adligen im Südwesten schloss sich seinem Aufstand an, darunter könnten auch die späteren Ebersteiner gewesen sein. Mit den Saliern verknüpft sie noch ein weiteres Band: Die Herren von Michelbach, gerieten schon früh mit dem Bistum Speyer in Streit um Besitzrechte im Murgtal. Kaiser Heinrich IV. (der Canossagänger) entfernte sie daher gegen eine Entschädigung 1102 ganz aus der Region. Beerbt wurden sie von den mittlerweile zugewanderten Ebersteinern. Speyer spielte weiterhin eine Schlüsselrolle: Es war Lehnsherr der Ebersteiner, die ihrerseits danach trachteten, Familienmitglieder auf den Bischofsstuhl zu bringen. Auch die Sage hebt Speyer besonders hervor: „Zu Speyer im Saale, da hebt sich ein Klingen“, heißt es bei Uhland. Nur leider wurde dieses Detail erst später hinzugefügt.

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Die Pfalz der Könige und Kaiser in Speyer befand sich dicht neben dem Dom, kann aber nicht Schauplatz der Sage gewesen sein.

Erzählung aus der Vorzeit soll Vorrang vor den Badenern beweisen.
Sage von der Belagerung Altebersteins Teil 2.

<Gernsbach> Die Geschichte von der Belagerung der Burg Alteberstein durch Kaiser Otto den Großen im Jahr 938 und der anschließenden Verheiratung des Ebersteiner Grafen mit der Kaisertochter findet sich zum ersten Mal in der Weltchronik eines Passauer Dompfarrers aus dem Jahr 1508. Auf das 10. Jahrhundert kann seine Geschichte nicht zurückgehen. Die Burg Alt-Eberstein wurde erst um 1050 gebaut.

Die Quellen des Passauer Autors liegen im Dunkeln, aber seine Erzählung wurde bald von anderen aufgegriffen und ausgeweitet, zuerst von dem Humanisten Dr. Caspar Baldung (gestorben 1540). Dass der Kaiser die Ebersteiner mit einer Einladung zum Turnier nach Speyer von ihrer Burg weglockt und die Kaisertochter einem der drei Grafen beim Tanzen den Plan ihres Vaters verrät, sind Zutaten Baldungs.

Die Erwähnung Speyers hat einen historischen Kern, passt aber schlecht ins 10. Jahrhundert. Speyer war für den Sachsenkaiser Otto völlig unbedeutend, er hätte wohl kaum einen Hoftag an einem Ort abgehalten, der um 1000 von einem Kleriker noch als „Kuhnest“ bezeichnet wurde. Erst die nachfolgenden Kaiser aus der Salierdynastie machten die Stadt zu einem Herrschaftszentrum, das in der Folge auch für die Ebersteiner wichtig wurde. Wahrscheinlich wählte Baldung aus diesem Grund gerade Speyer als Schauplatz aus.

Auch die Verbindung mit dem Kaiserhaus hat einen historischen Kern, der außerhalb des 10. Jahrhunderts zu suchen ist. Zwar war niemals irgendein Ebersteiner mit der Tochter eines Königs oder Kaisers verheiratet. Allerdings nahmen die Grafen auf dem Höhepunkt ihrer Macht im 13. Jahrhundert ihre Ehepartner aus vornehmen Geschlechtern, unter anderem den Grafen von Andechs-Meranien. Die waren als Ehepartner sogar „kaiser- und königstauglich“, da Angehörige dieser Familie mit Mitgliedern des staufischen Kaiserhauses und Königen anderer Länder verheiratet waren.

Welchen Grund hatte Caspar Baldung, die Geschichte zu übernehmen und sogar noch zu erweitern? Sein Bruder, der Maler Hans Baldung Grien, hatte ihn gebeten, ihm „uß glaubwürdigen cronicken“ einen Nachweis „des hohen und alten Herkommens der Graven von Eberstein“ zusammenzuschreiben. Der Maler Baldung war mit dem Straßburger Domherrn Bernhard IV. von Eberstein (Bruder Graf Wilhelms IV.) bekannt, dessen Haus in der Straßburger Brandgasse (heute Rue Brulée nahe dem Broglie-Platz) er ausgemalt hatte. Wahrscheinlich erhoffte er sich bei dieser Gelegenheit noch einen größeren Auftrag für die Ausmalung des Ahnensaales auf Schloss Eberstein – allerdings vergeblich.

Die Bemühungen der Baldungs in Sachen Ahnenforschung jedoch kamen bei den Ebersteinern sehr gut an. Das zeigt sich an der Tatsache, dass die Belagerungsepisode vom Schwiegersohn Wilhelms IV., Graf Froben Christoph von Zimmern, um 1564 in seine „Zimmerische Chronik“ übernommen wurde. Zu dieser Zeit hatten die Ebersteiner ihre einstige Bedeutung schon lange eingebüßt und waren durch den Aufstieg der Badener auf den Status machtloser lokaler Herren herabgesunken. Was ihnen vom einstigen Glanz noch blieb war der Stolz auf ihr uraltes Herkommen, das durch die angebliche Abkunft vom ottonischen Kaiserhaus als eine Art Ahnenpass eindrucksvoll untermauert wurde. Danach waren die Ebersteiner den Markgrafen von Baden, die ihnen im Bayerischen Erbfolgekrieg 1504 den letzten Rest von selbständiger Macht genommen hatten, wenigstens durch den Stammbaum deutlich überlegen. Die Badener hatten zu dieser Zeit nichts Vergleichbares zu bieten, da die Verwandtschaft mit den Zähringer Herzögen erst im 18. Jahrhundert aufgedeckt wurde.

Die Geschichte von der Belagerung Altebersteins wurde in der Folge weiter variiert. Mal hieß die Kaisertochter Kunigunde, mal handelte es sich nicht um die Tochter, sondern um eine Schwester des Kaisers namens Hedwig. Auch das Detail, die belagerten Ebersteiner hätten die Feinde durch Fässer mit doppeltem Boden über ihre Vorratslage getäuscht, kam später hinzu. Während die Erzählung im 16. Jahrhundert für bare Münze genommen wurde, sprachen die Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts ihr jeden historischen Wert ab. Ihr Zweck, den Stolz eines in die Bedeutungslosigkeit gesunkenen Geschlechts durch einen glanzvollen Ahnenpass zu heben, war auf jeden Fall überholt: Die Ebersteiner waren 1660 in männlicher Linie ausgestorben.

© Cornelia Renger-Zorn 1999-2008
letzte Aktualisierung: 19. Januar 2008

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