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Tischglocke als Geschenk
Die Glocke ziert den Tisch mit Charme
und ist auch nützlich zum Alarm.
Wenn erklingt sie silberhell,
eilt herbei ein jeder schnell,
denn ihr Ton will drauf verweisen:
Angerichtet sind die Speisen.
Auch außerhalb der Essenszeiten
gibt es genug Gelegenheiten:
Festlich kann die Glocke klingen,
will jemand eine Rede schwingen,
und traulich klingeln, wenn die Runde
der Damen kommt zur blauen Stunde,
bei Kuchen und Kaffee zu plauschen
und das Neu´ste auszutauschen.
Kurz, immer wenn es wird gesellig,
steht die Glocke da gefällig
.
                                [Cornelia Zorn]

Andere Variante:

In froher Runde
Wer hat an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon so spät?!
Der Abend wird doch g´rad erst schön,
und niemand will nach Hause geh´n.
D´rum stellen wir nun rasch zurück
die läst´ge Uhr ein gutes Stück
und feiern fort in froher Runde
unbeschwert noch manche Stunde.
Dehnen musst du so im Leben
das Schöne, das dir wird gegeben.
Die Zeit zwar eilt im Riesenschritt
und reißt uns unerbittlich mit.
Doch manche Täuschung nimmt der Sinn
als angenehm recht gerne hin.
Bevor auf´s Zifferblatt du schielst,
prüf´ darum erst, wie du dich fühlst.
Und geht´s dir gut, dann drehe nur
ohne Scheu an deiner Uhr,
bis sie dir zeigt: Sperrstund´ ist weit.
Genieße froh! Du hast noch Zeit!
                                        
[Cornelia Zorn]
 

In jedem Haus, für alle Fälle,
sollt´ es geben eine Schelle.
Dies Teil ist a) von altem Charme,
und b) auch nützlich zum Alarm.
Liebe Gäste kann sie weisen,
dass angerichtet sind die Speisen,
und - selbst laut - um sich verbreiten
Stille rasch auf allen Seiten.
Wenn auch der Gesprächslärm  rauscht:
Die Glocke tönt - und alles lauscht!
Kurz immer wenn es wird gesellig,
steht die Schelle da gefällig.
Geschwungen will sie sein, nicht gleißen,
und deshalb ist sie nicht von Meißen!
(C. Zorn)

Das schwere Rentnerdasein
Rentner sein - ach ist das schön!
Nicht mehr auf die Uhr zu seh´n
braucht der Mensch, wird nicht getrieben,
aufzusteh´n schon um halb sieben.
Bis zehn kann er jetzt liegen bleiben,
wären da nicht die Bandscheiben.
Die hält es nicht so lang im Bett,
das sonst so kuschlig wär´ und nett!
Fest daher für den Menschen steht:
Der Ruhestand, der kam zu spät!
Erst konnt´ er nicht, mocht´ er auch sehr.
Jetzt könnt´ er, aber möcht´ nicht mehr!!!!
                                                    
  [Cornelia Zorn]

Etwas Lateinisches

Odi et amo, quare id faciam fortasse requiris?
Nescio sed fieri et excrucior [Ovid]

Und hier die völlig unzulängliche Übersetzung:
Ich liebe und ich hasse.
Du fragst, warum ich das nicht lasse?
Ich weiß es nicht und fühle bloß:
So ist es, und der Schmerz ist groß.

Geld als Geschenk?

Hirne rauchen heiß beim Denken:
Was sollen wir ihm denn bloß schenken?!
Man müht sich redlich, dass man find’
etwas für’s Geburtstagskind.
Der Mensch, sofern er Moralist,
will, dass es was Besonderes ist.
Wenn schon nicht gleich selbstgemacht,
dann ausgesucht doch mit Bedacht.
Der Unmensch sieht, dass diese Chose
geht höchstwahrscheinlich in die Hose,
und schenkt darum ganz einfach Geld.
Nicht weil dies regiert die Welt.
Nein, weil es dem Geburtstagskind
etwas Schönes bringt geschwind,
und ihm hilft, nach eig’nem Willen
einen Wunsch sich zu erfüllen.
So oft gibt es doch irgendwas,
von dem man schwärmt: Oh hätt’ ich das!,
was man aber doch nicht kriegt,
da’s Portemonnaie zu wenig wiegt.
Wird geschenkt jedoch das Geld,
der Entschluss viel leichter fällt!
Erworben ohne Weh und Ach
hält Schönes die Erinn’rung wach
an Freundeskreis und Arbeitsleben,
und all die, die dazu gegeben.
So schafft der Unmensch, der schenkt Geld,
doch letztlich etwas, das gefällt.
Während, was schenkt der Moralist,
schon oft im Müll gelandet ist,
weil es zwar ausgesucht und rar,
doch nicht nach Gefallen war.
                            
[Cornelia Zorn 2003]

Dem passionierten Golfspieler
In Strömen fließt der  saure Schweiß,
wenn man beim Fußball kickt mit Fleiß.
Beim Tennis sich zu echauffieren,
bringt einen stark zum Transpirieren.
Doch läuft man sich wohl nur beim Golf
den wahrhaft kultivierten Wolf
.
                                     
[Cornelia Zorn]

 

Mensch im Rad

Die Zeit ist schnell - so eins, zwei, drei
ist wieder ein Jahr rum, vorbei!
Man spürt, wie man im Sog mitstrebt,
und ist nur froh, dass man noch lebt.
Muss wie ein Hamster ewig strampeln,
im Rädchen in die Speichen trampeln
und hadert manches Mal, dass lieber
man grad lustwandelte am Tiber,
oder wenn es blüht im Lenze,
reisen könnte nach Firenze,
oder nur in stiller Klause
einlegen könnt´ ne Denkerpause.
Doch ach! Kaum hat man abgeschaltet,
genießt die Ruhe, die grad waltet,
wird man sicher - unerhört! -
durch irgendetwas prompt gestört.
 


Und schon wieder dreht sich eifrig
ein Rädchen und man radelt fleißig.
Man radelt, weil man einfach muss!
Wär´ plötzlich mit dem Radeln Schluss,
würde - kaum ist´s zu verhehlen -
einem irgendwie was fehlen!
Wichtig ist doch einzig, dass
man la läuft mit Freud und Spaß,
und auch bisweilen  etwas Frust.
Sonst hätt´ zum Ausstieg man nie Lust,
strebte nie an einen Strand,
nie nach einem fernen Land,
wär´ wunschlos glücklich, wenn wie blöd
man strampelte - Nein, das wär´ öd!
                                         [C. Zorn]

 

Nach William Shakespeare
(Sonett 38)

Hab´ ich geschaffen, was dort steht?
Wo doch durch alle meine Zeilen
nur dein leichter Atem weht -
ein Duft, zu kostbar zu verweilen
nur auf gewöhnlichem Papier!
Wenn, was ich schreibe, deinem Blick
standhält, so verdank´ ich´s dir.
 

Von dir beflügelt, welch ein Glück!
Die zehnte Muse bist du mir!
Zehnmal mehr wert als die neun,
die als Apollos schöne Zier
zu rufen Dichter sich nicht scheu´n.
Ich will nur dich! Lass den, der fleht,
erschaffen etwas ohnegleichen,
durch das ein Hauch und Atem geht,
ans Unsterbliche zu reichen.

Geliebter, würd´ es dir gelingen,
soll´s  mir die Mühe, dir den Ruhm einbringen!

Verabschiedung eines lieben Kollegen in den Ruhestand

Was! Sie wollen uns verlassen,
um Ihre Rente zu verprassen?
Das ist doch wirklich kaum zu fassen!
Wie kann man nur so offen streben
nach dolce vita, süßem Leben?
Wissen Sie, wie da den guten
Kollegen hier die Herzen bluten?
Nicht aus Neid! Ganz fern sei der!
Was anderes stört uns noch viel mehr:
Schlimm, wenn wieder ein Gesicht,
das so vertraut, verschwindet schlicht!
Wehmut ist’s, die uns beschleicht.
Der Abschied fällt uns gar nicht leicht!
Den Arbeitstag so durchzusteh’n
mit Ihnen, das war angenehm.
Sie war’n ein Teil von unserm Kreis,
stets freundlich, kompetent und leis’.
Doch auch, wodurch die Stimmung steigt,
dem Lachen niemals abgeneigt.
Auch wenn’s nach Operette tönt:
Wir hatten uns an Sie gewöhnt!
 

Als kleinen Dank woll’n wir was schenken
,damit Sie lange an uns denken!
Wir überlegten hin und her,
wir dachten kreuz, wir dachten quer,
und kamen alle überein:
Es sollte etwas sein mit Wein.
Das Angebot, apart und groß,
machte uns jedoch ratlos.
Um solch Dilemma aufzulösen,
gibt’s Gott sei Dank das Gutschein-Wesen!
Damit, was funkelt dann im Glase,
am End’ ist auch nach Ihrer Nase!
Wir wünschen Ihnen: Bis zum Rand
sei gefüllt der Ruhestand
mit schönen Dingen, die Sie lieben!
Fern sei, was könnt’ das Leben trüben!
Vor allem: Bleiben Sie gesund
und ohne ernsteren Befund!
Und haben Sie, rein hypothetisch,
mal nix zu tun, was theoretisch
fast nie Merkmal des Ruhestunds:
Dann denken Sie doch mal an uns!
                                       [Cornelia Zorn]

Ein Lob dem Malermeister
Guten Ruf wird der verdienen,
der Farben nimmt und malt mit ihnen.
Wer kann schon Wände und dergleichen
so nett und ebenmäßig streichen?
Das hält so lang, ja ewig fast,
wenn es vorher nicht verblasst.
Wie oft machen das Herze lachen
glänzend hübsch lackierte Sachen?
 

Über Flächen, öd und leer,
schwingt den Pinsel hin und her,
ohne Tropfen und Gekleister
professionell der Malermeister.
Drum wie auch wechseln Zeit und Moden:
Handwerk hat soliden Boden!
                 
[C. Zorn, frei nach Wilhelm Busch]
 

Zur Geburt von Zwillingen
Unvergeßlich bleibt der Tag,
an dem gleich zwei auf einen Schlag,
wie man so sagt, das Licht erblickten
und ihre Eltern hochbeglückten.
Wenn auch der Eintritt in die Welt
zu zweit meist etwas schwerer fällt,
genießt, wer erst einmal im Leben,
was das Schicksal hat zu geben.
Und wer sich tapfer hierher fand
mit einem Bruder an der Hand,
dem wird, ist auch der Weg noch weit,
nicht bange, denn er ist zu zweit.
Doppelt scheinen ihm die Freuden,
und wen’ger schlimm geteilte Leiden.
Nur diese Art von Mathematik
bringt Zufriedenheit und Glück.
Daß beide stets so kalkulieren,
den Optimismus nicht verlieren
in des Lebens vielen Zwängen,
das wünschen wir den Neuzugängen.
 

Dem passionierten Angler

Ach, des Anglers größtes Glück
ist ein Fisch an einem Stück.
Früh morgens, manchmal schon bei Nacht
er sich drum auf die Socken macht.
Wenn heimkehrt aus dem Sündenpfuhl
der Nachbar, sieht man ihn mit Stuhl
und einem Kescher wohl versehen
vorfreudig aus dem Hause gehen.
Erwartung regt sich schon im Blute,
ist auch im Koffer noch die Rute.
Egal ob Regen oder Schnee:
Der Angler strebt an seinen See.
Kaum ist er dann dort angekommen,
hat er den Kescher schon genommen
und hat ins Wasser bald gelassen
von Madenwürmern ganze Massen.
Mit Blinker, Wurm und diesen Sachen
versucht er dann, sein Glück zu machen.
Zwar will erst mal kein Fisch anbeißen.
Doch tut der Nerv darum nicht reißen.
Nur mit Geduld man hier was schafft.
In der Ruhe liegt die Kraft.
 

Eine Angeltour auf der Nordsee
(für kleine und große Kinder)

Käpt’n Bär und seine Männer
Hein und Thies sind wahre Kenner
der Nordsee und all ihrer Tücken.
Doch heute packt sie das Entzücken,
denn nicht mit einem großen Netze
fangen sie heut Meeresschätze.
Was sie heut’ erwischen wollen,
sind keine Krabben, keine Schollen.
Nichts für normale Mittagstische.
Nein, es geht um größ’re Fische.
Dazu zum Beispiel Dorsche zählen
und - sehr beliebt - auch die Makrelen.
Der Kutter macht 5 Knoten Fahrt,
Käpt’n Bär, der steht am Rad,
der Thies im Bug ruft plötzlich: Hier!
Hier scheint es günstig. Halten wir!
Das Boot liegt ohne Motor still,
weil es der Kapitän so will
und auch die beiden and’ren Fischer.
Der Wind wird plötzlich etwas frischer
Der Thies, der greift zur warmen Mütze,
daß sie ihn vor Kälte schütze.
Nun warten sie, daß Fische beißen
in den Köder und dann reißen
kräftig an den Angelschnüren.
Plötzlich kann der Hein schon spüren:
Im Wasser, da ist ein Gerangel
und es zerrt was an der Angel.
Es scheint zu sein ein großer Brocken,
der reißt ihn fast aus seinen Socken.
Der Fisch zieht - ruck - die Schnur mit fort.
Fast geht der Hein - wupp - über Bord.
Der Käptn ruft: Halt fest, min Jung!
Und hilft ihm ziehen mit viel Schwung.
 

Es bleiben nur noch zu bedauern
die armen Eltern: Auf sie lauern
Müh’ und Plagen vielerlei:
schlaflose Nächte mit Geschrei,
Gequengel, und das alles doppelt,
adrett im Zweierpack gemoppelt.
Beschäftigt mit dem hübschen Pärchen
ist man die nächsten 20 Jährchen
den ganzen Tag rund um die Uhr.
Pausenlos ist man auf Tour!
Papi/Mami sind gefordert,
dauernd wird etwas geordert.
Doch wenn sie dann, müd’ auf dem Fuße,
sich sehnen nach ein wenig Muße,
und  schon am Erschöpfungsrande  
betrachten ihre Rasselbande,
die sich um Sperrstund’ wenig schert,
wird klar: Der Einsatz war es wert!
Daß Ihr stets froh dies sagen könnt,
das sei vom Schicksal Euch vergönnt!
                                                
[Cornelia Zorn]
 

Minuten, Stunden leis verrinnen.
Der Angler weichet nicht von hinnen.
Will auch kein Fisch am Haken hängen:
Von Zeit lässt er sich gar nicht drängen.
Doch plötzlich merkt er auf, wird frisch:
Die Schnur sie spannt - ist das ein Fisch?
Die Rute fest in seiner Hand,
schaut er auf´s Wasser ganz gebannt.
Er zieht und zieht, es gibt Gerangel.
Bei Gott! Es hängt was an der Angel!
Ein Brocken, wie schon lange nimmer.
Auf und ab geht da der Schwimmer.
Und mit Schwung und Energie
zieht er die Beute ran ans Knie.
Ein Prachtstück ist´s von einem Fisch!
Morgen kommt er auf den Tisch.
Und der Angler kehrt bei Nacht
heim von seiner Leidenschaft.
Ein Weilchen hat er Ruh zu Haus,
bis es ihn wieder zieht hinaus.
[C. Zorn, 2003]

 

Der Hein, der schafft es nicht allein.
Mag das vielleicht ein Schwertfisch sein?
Ihn rauszuziehen, das ist schwer,
denn er ist stark und wehrt sich sehr.
Doch endlich glückt das Unternehmen,
die Mannschaft braucht sich nicht zu schämen.
Froh schaffen sie und ohne Säumen
den Fang zu ihren Laderäumen.
Dann hat - wie glücklich ist die Tour! -
auch Thies was an der Angelschnur.
Auch er fängt einen großen Fisch
der kommt in Eis, da bleibt er frisch.
Der Käptn wirft den Motor an,
daß man nach Hause fahren kann.
Jetzt möchte er sein Pfeifchen schmauchen
doch Thies ruft: Käpt’n nein! Nicht rauchen!
Das ist nicht gut für deine Lunge!
Der Käptn grollt: Das weiß ich, Junge.
Ich bin ja nicht vom Hinterwald
und außerdem rauch ich sie kalt.
Denn weil ich so vernünftig bin,
ist da gar kein Tabak drin.
Doch wer mal um Kap Hoorn gefahrn,
und spinnt ein echtes Seemannsgarn,
so wie ich, der braucht nicht viel
außer seinem Pfeifenstiel,
denn das Kauen ist ein Segen
und hilft mir oft beim Überlegen.
Ich oller Bär würd mich nicht trau’n,
einen Kaugummi zu kau’n.
Min lieben ollen Pipenstiel
brauch ich wie Wasser unter’m Kiel.
Jetzt wißt ihr Jungs: Ich rauche nie
die Pfeife, nein ich kaue sie!
                                       
[Cornelia Zorn]

© Cornelia Renger-Zorn 1999-2020
letzte Aktualisierung: 1. Februar 2020

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