Literaturdesign
 Ernst Ludwig
Posselt
 About
 Nochn Gedicht
 Ostfriesenliebe
 Landschaften
 Geburtstag
 80 plus
 Konfirmation
 Theater
 Die
Ebersteiner
 Schloss 
Eberstein
 Reformation
im Murgtal
 Berthold III.
 Petershausener
Portal
 Klingel
kapelle
 Simon 
Weinzürn
 Sagen um
Eberstein
 Wolf von
Eberstein
 Altes Rathaus
Gernsbach
 Landes
ordnung 1508
 Freiheitsbrief 
für Gernsbach
 Ebersteiner
Hochzeit
 Reise nach
St. Omer
 Impressum
Datenschutz
 Letzter Graf 
von Eberstein
 Historien
stadel
 Hexen
verfolgung
 Ebersteiner
im  17. Jh.
 Die letzte Rose
von Eberstein
 Juden in
Gernsbach
 Pfarrei
Gernsbach
 Seuchen in
Gernsbach
 Zehntscheuer
Gernsbach
 St. Jakobs
kirche
 Der Ring
es Kaisers
 Joseph
v. Lassolaye
 Heilige in  
Gernsbach
 Gernsbach in der
Revolution 1848/49
 Die heilige Anna 
von Gernsbach
 Die heilige Anna von Gernsbach

Heilige Anna wertvoller als gedacht. Denkmalpflege enthüllt kleine Sensation.

„Kleine, aber feine Spende“, berichtete die lokale Presse im September 2018 über eine Spende des Arbeitskreises Stadtgeschichte Gernsbach für die Restaurierung der heiligen Anna am Alten Rathaus Gernsbach. Seit 2017 hatte der Gernsbacher Architekt Bernd Säubert zusammen mit dem Arbeitskreis auf den schlechten Zustand der Skulptur hingewiesen. 2019 wurde die Statue zum ersten Mal von einer Restauratorin untersucht, konkrete Maßnahmen konnten aber damals noch nicht erfolgen. Bekannt ist, dass der speyerische Vogt Caspar Bitzberger die Figur um 1720 oder 1730 vor seinem Amtssitz (Haus neben dem Alten Rathaus) aufstellen ließ.

2022 gelang es Bernd Säubert, Roland Lenz, Professor für Konservierung und Restaurierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, und Dr. Dörthe Jakobs, Hauptkonservatorin am Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen, für die Statue zu interessieren. Die beiden Wissenschaftler ermöglichten der heiligen Anna einen längeren Aufenthalt im Restaurierungsatelier in Esslingen, wo sie im Rahmen von Projektarbeiten zweier Studierender der Akademie der Bildenden Künste genauer unter die Lupe genommen wurde.

Am 13. Mai 2023 holte Steinrestaurator Frank Eger aus Balingen (Restaurator der Kreuzigungsgruppe auf Schloss Eberstein) die heilige Anna für den Transport nach Esslingen von ihrem Standort am Alten Rathaus herunter. Ende November kamen Anna Lisa Krautheimer, Mitarbeiterin der Akademie der Bildenden Künste, und die Studentin Leandra Schöll nach Gernsbach, um auch den Standort der Skulptur, also das Postament am rechten Rand der Fassade des Alten Rathauses, die darauf stehende Säule und die angrenzenden Hauswände auf Schäden zu untersuchen. Der Zeitpunkt, an dem Postament und Säule kombiniert wurden, obwohl sie zeitlich nicht zusammengehören, konnte nicht mehr ermittelt werden.

Vor einigen Tagen war es dann soweit: Auf Einladung des Landesamtes für Denkmalpflege fuhren Dominic Breyer vom Stadtbauamt Gernsbach und einige Mitglieder des Arbeitskreises nach Esslingen, um sich über die Ergebnisse der Untersuchungen zu informieren. Schon die ersten Blicke auf die in der Werkstatt aufgestellte Statue verblüfften und begeisterten die Besucher! Niemand hatte eine so fein gearbeitete Skulptur mit einem so ausdrucksstarken Gesicht vermutet! An ihrem Standort in Gernsbach war ihre Qualität verborgen geblieben durch starke Verschmutzungen und Reste zahlreicher Fassungen aus verschiedenen Entstehungszeiten, die sich zum Teil schollenartig vom Untergrund gelöst hatten.

Die folgende, 90minütige Bildschirmpräsentation enthüllte dann eine kleine Sensation. Benno Stadtherr und Leandra Schöll, beide Studierende der Akademie der Bildenden Künste, führten die Besucher in die sogenannte Fassungs-Stratigraphie ein. Bei dieser Methode werden die verschiedenen Schichten (stratum, lateinisch für Schicht) der Bemalungen und Fassungen untersucht und grafisch dargestellt. Nicht jede Schicht, ob Bemalung oder Grundierung, ist auch eine die Erscheinung der Figur bestimmende sogenannte Sichtfassung. Die Gernsbacher Annenfigur ist aus einem gelblich-grau gemaserten, aus der Gegend von Gaggenau stammenden Tigersandstein gefertigt. Auf diesem Sandstein fanden sich stellenweise bis zu 26 Schichten übereinander! Aus den einzelnen Fassungsschichten wurden winzige Proben mit einem Skalpell entnommen und unter einem Spezialmikroskop untersucht. Dabei entpuppte sich die Statue als erheblich wertvoller, als es ihre letzte farbige Fassung aus jüngeren Zeiten vermuten ließ.

Ursprünglich sah die heilige Anna sogar völlig anders aus! Der zweite Teil der Präsentation stellte aufgrund der Ergebnisse der Stratigrafie mehrere Möglichkeiten der Konservierung und Restaurierung vor. Eine der untersten erkennbaren Schichten deutet auf eine monochrome (einfarbige) Fassung mit einer sogenannten „Smalte“ hin, einem Kobaltpigment, das im Barock beliebt war, um Steinfiguren eine weißliche Marmor-Optik zu verpassen. Die heilige Anna wirkte also ursprünglich wie eine Marmorfigur. Vergoldet waren nur der Strahlenkranz, das Buch in ihrer linken Hand und die Sonne auf ihrer Brust (ein ganz untypisches Attribut dieser Heiligen).

In der folgenden Diskussion wiesen Professor Lenz und Hauptkonservatorin Jakobs darauf hin, dass die Untersuchung der Statue im Februar 2024 beendet sein wird. Sie empfahlen, da Restaurierungsmaßnahmen nur auf der Grundlage dieser Untersuchung möglich seien, die dann anstehenden Fragen bei einem weiteren Treffen in größerer Runde zu besprechen. Soll die Original-Statue wieder an ihrem ursprünglichen Standort aufgestellt werden? Ist eine Rekonstruktion der frühen Fassung in Marmoroptik mit Vergoldung möglich? Welche Maßnahmen sind am Sandstein der Skulptur nötig, welche an dem Postament und an der Säule? Die Restaurierung selbst müsste von einem Fachmann ausgeführt werden. Auch die Kostenfrage ist zu klären, bei der möglicherweise ein fünfstelliger Betrag im Raum stehen könnte. Die heilige Anna braucht für den Fall, dass ein Restaurierungskonzept zum Tragen kommt, auf jeden Fall mehr als eine „kleine, aber feine Spende“.

 

© Cornelia Renger-Zorn 1999-2024
letzte Aktualisierung: 29. Januar 2024

Anna 2.klein

Die Statue der heiligen Anna aus Gernsbach in der Werkstatt des Landesamts für Denkmalpflege in Esslingen

Foto: Cornelia Renger-Zorn

[Literaturdesign] [Ernst Ludwig Posselt] [About] [Nochn Gedicht] [Ostfriesenliebe] [Landschaften] [Geburtstag] [80 plus] [Konfirmation] [Theater] [Die Ebersteiner] [Schloss  Eberstein] [Reformation im Murgtal] [Berthold III.] [Petershausener Portal] [Klingel kapelle] [Simon  Weinzürn] [Sagen um Eberstein] [Wolf von Eberstein] [Altes Rathaus Gernsbach] [Landes ordnung 1508] [Freiheitsbrief  für Gernsbach] [Ebersteiner Hochzeit] [Reise nach St. Omer] [Impressum Datenschutz] [Letzter Graf  von Eberstein] [Historien stadel] [Hexen verfolgung ] [Ebersteiner im  17. Jh.] [Die letzte Rose von Eberstein] [Juden in Gernsbach] [Pfarrei Gernsbach] [Seuchen in Gernsbach] [Zehntscheuer Gernsbach] [St. Jakobs kirche ] [Der Ring es Kaisers] [Joseph v. Lassolaye] [Heilige in   Gernsbach] [Gernsbach in der Revolution 1848/49] [Die heilige Anna  von Gernsbach]