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St. Erhard, ein Heiliger der Ebersteiner

 Im Chor der Gernsbacher Liebfrauenkirche ist in einem Glasfenster aus dem 19. Jahrhundert St. Erhard dargestellt. Er ist als Bischof gekleidet und trägt ein Buch mit einem Augenpaar auf dem Deckel. Sein Gedenktag ist der 8. Januar. Im 15. Jahrhundert war dieser heute weniger bekannte Heilige besonders für die Ebersteiner von Bedeutung.

Nach einer im Generallandesarchiv in Karlsruhe verwahrten Urkunde stiftete Bernhard II. von Eberstein im Jahr 1467 finanzielle Mittel, um am Altar des heiligen Erhard in der „Cappella der seligen Jungfrau Maria im genannten Ort Gernsbach“ (also in der Liebfrauenkirche) einen Kaplan anzustellen. Dieser Kaplan (abgeleitet vom lateinischen Wort „cappella“) war im Mittelalter ein zusätzlicher Priester, der unter anderem verpflichtet war, eine bestimmte Anzahl von Messen am Altar eines bestimmten Heiligen zu lesen, in diesem Fall am Altar des heiligen Erhard. Das damit verbundene Amt nannte man „cappellania“ (Kaplanei). Zu den für den Unterhalt des Kaplans gestifteten Mitteln gehörten laut der Urkunde Einkünfte in Verbindung mit Wiesen und Gütern  „im Gerhardsgrund in Lutenbach“, „in der Walbach“, „in der Froschaue“, „auf dem Gersperg“, „zu Schuer“ (Scheuern), „zu Rychentale“, „in der Eygelbach“, „in der Treuffelbach“ sowie in Langensteinbach und Bischweier. Der heilige Erhard scheint für das Grafenhaus von Bedeutung gewesen zu sein. War er auch in der damaligen Bevölkerung populär?

Erhard (um 650-719) stammte vermutlich aus Südfrankreich, missionierte in den Vogesen und gründete dort Kirchen und Klöster. Die Legende will wissen, dass er die von Geburt an blinde elsässische Herzogstochter Odilia taufte und dass sie seitdem wieder sehen konnte. Die später heiliggesprochene Odilia gründete das noch heute als Wallfahrtsort berühmte Kloster auf dem Odilienberg bei Obernai im Elsass. Als Wanderbischof gelangte Erhard um 700 nach Regensburg an den Hof der Herzöge von Bayern, wo er die Nachfolge des heiligen Emmeram antrat. Vor der offiziellen Gründung des Bistums durch den heiligen Bonifatius im Jahr 739 förderte Erhard die Verbreitung des christlichen Glaubens in Bayern und wird daher auch als erster Bischof von Regensburg bezeichnet. Als er im Alter von etwa 70 Jahren starb, wurde er in einem steinernen Sarkophag in der Krypta der Regensburger Niedermünster-Kirche beigesetzt. Sein Grab zieht noch heute viele Gläubige an.

In Gernsbach gab es den Altar des heiligen Erhard in der Liebfrauenkirche schon vor 1467, vermutlich geht er noch auf die Zeit der Erbauung durch Margarethe von Eberstein und Rudolf VII. von Baden 1388 zurück. Erhard gilt als Beschützer der Spitäler und wird bei Augenleiden, Pest und Viehkrankheiten angerufen. Ob ihm die Ebersteiner wegen der Heilung eines Familienmitglieds besonders zu Dank verpflichtet waren, wissen wir nicht. Als Beschützer gegen die Pest ist die Verehrung des St. Rochus allgemein verbreiteter. Auch dieser Heilige ist in einem neuzeitlichen Chorfenster der Liebfrauenkirche dargestellt (mit einem Hund als seinem typischen Erkennungszeichen). Eventuell verdrängte er im Lauf der Zeit den weniger bekannten Ehrhard als Pestheiligen. Die Mitglieder der Murgschifferschaft könnten zur Verbreitung seines Kultes beigetragen haben. Die Rochuskapelle bei Bingen am Rhein war ein berühmter Wallfahrtsort, den die Rheinschiffer mit Sicherheit kannten. Rochus gehört im Gegensatz zu Erhard zu den 14 Nothelfern, ebenso wie der heilige Nikolaus, dessen Altar in der St. Jakobskirche bereits für das Jahr 1338 erwähnt wird und der als Patron der Schiffer schon früh von Holzhändlern und Flößern verehrt wurde.

Als Beschützer der Herdentiere tritt in der Region statt Erhard der heilige Wendelinus oft in Erscheinung. Als Patron findet er sich seit etwa 1500 in Weisenbach und Marxzell-Pfaffenrot. In Gernsbach ist er (wie Erhard und Rochus) in einem Chorfenster der Liebfrauenkirche aus dem 19. Jahrhundert dargestellt, in der Kirche von Lautenbach auf einem Gemälde und in einer Holzplastik.

Schon um 1400 gab es einen Erhard-Altar in der Gernsbacher Liebfrauenkirche, den seit 1467 dank einer Stiftung Bernhards von Eberstein ein eigener Kaplan betreute. Erhard gilt als Beschützer der Spitäler und wurde bei Augenleiden, Pest und Viehkrankheiten angerufen. Nach der Legende kurierte er Odilia, die Tochter des elsässischen Herzogs Eticho, von ihrer Blindheit. Schutzheiliger eines Spitals in Gernsbach war er sicher nicht. Das 1467 erstmals erwähnte „Haus der Leprosen“ befand sich nahe der St. Jakobskirche, nicht bei der Liebfrauenkirche. Im Lauf der Zeit wurde Erhard offenbar von den Heiligen Rochus (Schützer gegen die Pest) und Wendelinus (Beschützer von Herden und Hirten) überflügelt, deren Glasbilder sich ebenfalls in der Liebfrauenkirche befinden.

Wenige Kirchen mit Erhard-Patrozinium finden sich in der Region, darunter die Erhard-Kapelle in Obertsrot. Sie wurde 1752 anstelle einer älteren Kapelle errichtet. Die Lage zu Füßen der 1272 erstmalig erwähnten Burg Neueberstein lässt an einen möglichen Zusammenhang mit den Grafen denken. Bernhard II. folgte mit seiner Stiftung der Kaplanei am Erhard-Altar in der Liebfrauenkirche im Jahr 1467 möglicherweise auch einem Wunsch seiner Mutter Agnes von Vinstingen. Die stammte aus einer im Elsass und in Lothringen begüterten Familie, wo die Verehrung dieses Heiligen verbreitet war. Agnes von Vinstingen stiftete sicher auch das Sakramentshäuschen in der St. Jakobskirche, dessen steinerne Wappenreihe den Adelsstolz der Ebersteiner dokumentiert. In diesem Zusammenhang könnte nun auch der heilige Erhard gesehen werden.

Erhard wurde 1052 von Papst Leo IX. heiliggesprochen, der als Graf von Egisheim aus dem hohen Adel stammte. Bei der Zeremonie anwesend war Kaiser Heinrich III. aus der Dynastie der Salier, der mit dem Papst nicht nur eng vertraut, sondern auch verwandt war. Zum weitverzweigten salischen Verwandtschaftskreis zählten in der Region Nordschwarzwald/Oberrhein auch die Grafen von Calw, die Werinharde von Michelbach und die Herren von Eberstein. Der heilige Erhard erscheint so im Umfeld eines Verbandes hochrangiger Familien des 11. und 12. Jahrhunderts, einer Zeit, in der die Ebersteiner zu einem der mächtigsten Geschlechter in der Region aufstiegen.

Für die vermutlich von ihnen erbaute, 1219 erstmals genannte Kirche in Gernsbach wählten die Ortsherren allerdings einen anderen Patron, den Apostel Jakobus den Älteren. Auch in den ebersteinischen Orten Spielberg und Mutschelbach (Ortsteile von Karlsbad) wurde der heilige Jakob verehrt. Sein Kult war in Europa sehr populär. Er wurde nicht nur von Pilgern angerufen, sondern von allen Reisenden. Nach mittelalterlichem Verständnis war das ganze Leben eine Pilgerfahrt. St. Jakob war daher ein idealer Kirchenpatron für Orte an Flussübergängen und frequentierten Straßen so wie Gernsbach.

Der heilige Erhard erscheint dagegen erst später, als die Blütezeit der Ebersteiner schon lange vorbei war. Neueberstein entstand im 13. Jahrhundert, weil Alteberstein mit einem großen Teil der Grafschaft an Baden verloren ging. Das geschrumpfte Territorium wurde 1387 nochmals zwischen Eberstein und Baden aufgeteilt. 1467, als Bernhard II. die Erhards-Kaplanei in der Liebfrauenkirche stiftete, brauchten die Ebersteiner eine neue Grablege, da ihr Hauskloster Herrenalb unter den Einfluss von Württemberg geraten war. Das war einer der Gründe, warum Bernhard zusammen mit Karl I. von Baden die Gernsbacher Pfarrkirche St. Jakob im gotischen Stil neu erbauen ließ. Vielleicht förderten die adelsstolzen Murgtalgrafen in dieser Lage gern die Verehrung eines Heiligen, der sie an die eigene glanzvolle Vergangenheit und hochadlige Abkunft erinnerte.

 

St. Erhard mit Heiligen klein Erhard 1 klein
Erhard Schrein klein

Schrein mit Reliquien des Heiligen Erhard in der Niedermünster-Kirche in Regensburg. Das originale Grab befindet sich in der Krypta direkt darunter.

© Cornelia Renger-Zorn 1999-2024
letzte Aktualisierung: 29. Januar 2024

St. Erhard, Kirchenfenster im Chor der Liebfrauenkirche Gernsbach, 19. Jh.

St. Erhard zwischen den Heiligen Johannes Nepomuk und Wendelinuns, Liebfrauenkirche Gernsbach, 19. Jh.

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