|
Geld als Geschenk?
Hirne rauchen heiß beim Denken: Was sollen wir ihm denn bloß schenken?! Man müht sich redlich, dass man find’ etwas für’s Geburtstagskind. Der Mensch, sofern er Moralist, will, dass es was Besonderes ist. Wenn schon nicht gleich selbstgemacht, dann ausgesucht doch mit Bedacht. Der Unmensch sieht, dass diese Chose geht höchstwahrscheinlich in die Hose, und schenkt darum ganz einfach Geld. Nicht weil dies regiert die Welt. Nein, weil es dem Geburtstagskind etwas Schönes bringt geschwind, und ihm hilft, nach eig’nem Willen einen Wunsch sich zu erfüllen. So oft gibt es doch irgendwas, von dem man schwärmt: Oh hätt’ ich das!, was man aber doch nicht kriegt, da’s Portemonnaie zu wenig wiegt. Wird geschenkt jedoch das Geld, der Entschluss viel leichter fällt! Erworben ohne Weh und Ach hält Schönes die Erinn’rung wach an Freundeskreis und Arbeitsleben, und all die, die dazu gegeben. So schafft der Unmensch, der schenkt Geld, doch letztlich etwas, das gefällt. Während, was schenkt der Moralist, schon oft im Müll gelandet ist, weil es zwar ausgesucht und rar, doch nicht nach Gefallen war. [Cornelia Zorn 2003]
|
|