Literaturdesign
 Ernst Ludwig
Posselt
 About
 Nochn Gedicht
 Ostfriesenliebe
 Landschaften
 Geburtstag
 Konfirmation
 Theater
 Die
Ebersteiner
 Schloss 
Eberstein
 Reformation
im Murgtal
 Berthold III.
 Petershausener
Portal
 Klingel
kapelle
 Simon 
Weinzürn
 Sagen um
Eberstein
 Wolf von
Eberstein
 Altes Rathaus
Gernsbach
 Landes
ordnung 1508
 Freiheitsbrief 
für Gernsbach
 Ebersteiner
Hochzeit
 Reise nach
St. Omer
 Impressum
Datenschutz
 Letzter Graf 
von Eberstein
 Historien
stadel
 Hexen
verfolgung
 Ebersteiner
im  17. Jh.
 Die letzte Rose
von Eberstein
 Juden in
Gernsbach
 Pfarrei
Gernsbach
 St. Jakobs
kirche
 Der Ring
es Kaisers
 Joseph
v. Lassolaye
 Heilige in  
Gernsbach
 Gernsbach in der
Revolution 1848/49
 Die heilige Anna 
von Gernsbach
 Theaterstück um die Revolution
 Bauernkrieg 
Murgtal, Gernsbach
 Folge 3

500 Jahre Bauernkrieg, Folge 3. Murgtäler machen mit beim Sturm auf Kloster Herrenalb

 In diesem Jahr jährt sich der Bauernkrieg zum 500. Mal. Aus diesem Anlass beleuchtet das Badische Tagblatt in einer Artikelserie, wie auch die Bewohner des vorderen Murgtals in den Strudel der damaligen Ereignisse mit hineingezogen wurden. Die Unruhen begannen, als sich die Untertanen der Grafschaft Eberstein nach dem 20. April 1525 dem Bauernhaufen des Bruhrain (Gebiet zwischen Wiesloch und Bruchsal) anschlossen.

Die Wut der Bruhrainer richtete sich besonders gegen die Geistlichkeit in Speyer. Der Landesherr des Bruhrain, der Speyerer Fürstbischof Georg von Wittelsbach, war in der Bevölkerung zwar angesehen. Die Domherren des Domkapitels aber waren verhasst, da sie dank der Zehntabgaben der Bevölkerung ein bequemes Leben im Wohlstand führten. Die Aufständischen eroberten zunächst fast den gesamten Bruhrain, dann verbanden sie sich mit badischen Empörern aus der Gegend von Durlach und zogen mit ihnen gemeinsam nach Süden weiter, wobei sie eine Spur der Verwüstung hinterließen.

Fürstbischof Georg wollte mit den Bauern verhandeln und ritt ihnen mit kleinem Gefolge hinterher. Als er am 29. April nach Langensteinbach kam, war der dortige Wirtschaftshof des Klosters Herrenalb kurz vorher überfallen worden. Als der Bischof wenig später Kloster Herrenalb selbst erreichte, stieß er dort auf die Bauern, die gerade über das Kloster herfielen, die Einrichtung zerschlugen und schriftliche Erzeugnisse wie Bücher und Urkunden zerrissen und verstreuten. Im geplünderten Weinkeller bildete der ausgeschüttete Wein nach einem bischöflichen Chronisten eine Lache, „auf der eine junge Gans hätte herumschwimmen können, ohne den Boden zu erreichen“. Spätestens hier waren auch Leute aus dem Murgtal dabei.

Am nächsten Tag, nachdem der Fürstbischof auf einem Strohlager hatte nächtigen müssen, begannen die Verhandlungen mit den Bauern. Verhandlungsführer des Bischofs war dessen Vertrauter Bernhard Göler von Ravensburg, ein Adliger aus dem Kraichgau. Auch Räte des Markgrafen Philipp von Baden waren anwesend, der Markgraf selbst war mit Unruhen in der Ortenau beschäftigt. Die Bauern wurden durch den Notar Johannes Hohermut aus Bruchsal vertreten, der auch das Vertrauen des Bischofs genoss. Eine Einigung zwischen den Parteien schien möglich.

Der Bischof wollte weitere aufständische Gruppierungen aus seinen Gebieten fernhalten. Darin waren sich die Bruhrainer mit ihrem Landesherrn einig und schickten daher vom Kloster Herrenalb aus eine Abordnung nach Lauterburg ins linksrheinische Gebiet von Speyer, um den Anschluss der dortigen Untertanen an einen Bauernhaufen aus dem Elsass zu verhindern. Ein bischöflicher Chronist berichtet in diesem Zusammenhang, dass Johannes Hohermut nach einer Unterredung mit dem Bischof mit einem Fähnlein Bewaffneter nach Gernsbach geschickt worden sei, „dasselbig, wie geschach, einzunemen“. Als Lehnsherr der Ebersteiner war der Bischof Miteigentümer von Gernsbach und wollte dessen Bewohner sicher davon abhalten, sich einem anderen, vielleicht radikaleren Haufen als dem Bruhrain anzuschließen. Wie der Chronist schreibt, verließ Hohermut den Bischof nach der Unterredung „mit weinenden Augen“, führte also offenbar die militärische Aktion gegen Gernsbach nur ungern durch. Die genauen Gründe dafür werden nicht klar.

Am 30. April kam Bischof Georg auf seinem Rückweg am Kloster Frauenalb vorbei, das sowohl von badischen Untertanen aus Rastatt, Ettlingen und Kuppenheim, als auch von den Bruhrainern überfallen worden war. Die Nonnen waren in der Nacht vom 28. auf den 29. April nach Gernsbach geflüchtet, wo sie bis zum 11. September blieben. Eine der Klosterfrauen (Anna von Eberstein) war die Tochter des regierenden Grafen Bernhard III., die Äbtissin, Scholastika Göler von Ravensburg, war eine Schwester des bischöflichen Vertrauen, der in Herrenalb mit den Bauern verhandelte. Ihr Grabstein befindet sich heute in Bad Herrenalb. (Wird fortgesetzt).

 

Wut auf Kleriker und Klöster

Die Wut der Bevölkerung richtete sich besonders gegen Kleriker und Klöster. Geistliche genossen Privilegien wie Steuerfreiheit und konnten nicht vor weltliche Gerichte gezogen werden. Laien mussten ihre Rechte gegenüber Geistlichen vor kirchlichen Gerichten einklagen, wo ihnen unter Umständen der Kirchenbann drohte. Klöster hatten durch Dienst- und Abgabenleistungen der von ihnen abhängigen Bauern oft Reichtümer angehäuft, höhere Kleriker lebten im Luxus. Zugleich war ihr Ansehen in der Bevölkerung auf einen Tiefpunkt gesunken. Viele bezweifelten, besonders seit dem Auftreten von Martin Luther, ob bezahlte Leistungen wie Messelesen und Beten etwas für das Seelenheil Lebender oder Verstorbener bewirken könnten. Die Speyerer Domherrenstellen dienten oft nur als Versorgung für jüngere Adelssöhne. Ein praktischer Grund für die Erstürmung von Klöstern waren die dortigen Lebensmittelvorräte, mit denen sich die umherziehenden Bauernhaufen eine Weile verpflegen konnten. Besonders die häufig erwähnten Plünderungen von klösterlichen Weinkellern mag den Armen die Genugtuung verschafft haben, auch einmal aus dem Überfluss schöpfen zu dürfen.

Bilder:

Beim Sturm auf das Kloster Herrenalb 1525 waren mit Sicherheit auch Murgtäler dabei.

Die Äbtissin von Frauenalb, Scholastika Göler von Ravensburg, floh mit ihrem Konvent 1525 vor den Bauern nach Gernsbach. Ihr Grabstein ist in einem Privathaus in Bad Herrenalb eingemauert.

B3.1 Herrenalb klein
B3.2 ScholastikaGoeler klein

© Cornelia Renger-Zorn 1999-2025
letzte Aktualisierung: 02.06.2025