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 Bauernkrieg 
Murgtal, Gernsbach
 Folge 4

500 Jahre Bauernkrieg. Murgtäler ziehen mit „Wyb und Kind“ ins Ungewisse

Murgtäler hatten sich den aufständischen Bauern des Bruhrain (Gebiet zwischen Wiesloch und Bruchsal) angeschlossen und machten mit beim Sturm auf Kloster Herrenalb Ende April 1525. Der Landesherr des Bruhrains, der Fürstbischof von Speyer, schloss am 5. Mai mit seinen Untertanen Frieden, worauf viele Bauern in ihre Heimatorte zurückkehrten. Viele, denen die Zugeständnisse nicht weit genug gingen, schlossen sich dagegen anderen Bauernhaufen an.

Wie groß die Fluktuation unter den einzelnen Aufstandsgruppen war, veranschaulicht das Schicksal des Bernhart Grickler, eines in Gernsbach ansässigen Metzgers. Nach einer Gerichtsurkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart hatte er im Bauernaufstand „mit Worten und anderem sträflich gehandelt“ und war auch „unreuig und empörig gewest“. Aus diesem Grund war er in Bulach (bei Calw) eingekerkert worden, wo der Schwäbische Fürstenbund ein Gefängnis unterhielt. Das Heer dieses Fürstenbundes wurde von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil befehligt, der wegen seiner Brutalität und Grausamkeit gegenüber den Bauern als „Bauernjörg“ in die Geschichte einging.

Der Gernsbacher Metzger Grickler könnte über die Bauern des Bruhrain zum Haufen der Württemberger gestoßen sein, der im April auf etwa 6000 Mann angeschwollen war und die Residenzstadt Stuttgart besetzte. Dieses Bauernheer erlitt bei Böblingen am 12. Mai durch das Heer des Schwäbischen Bundes unter dem „Bauernjörg“ eine vernichtende Niederlage, die den Aufstand in Württemberg beendete. Mehrere Tausend Bauern wurden erschlagen und Tausende gefangen genommen und des Landes verwiesen. Nachdem Grickler bis Juni 1526 in Haft gesessen hatte, wurde er „auf die Fürbitte guter Freunde und Gönner“ entlassen, aber aus dem Fürstentum Württemberg für immer ausgewiesen. Ob er jemals nach Gernsbach zurückkehrte, ist nicht überliefert.

Wie aus einer anderen Urkunde hervorgeht, gerieten neben dem Metzger aus Gernsbach zwei weitere namentlich bekannte Murgtäler in die Gefangenschaft des Schwäbischen Bundes: „Becker Hans aus Sulzbach“ und „Michel Peter aus Eberstein“. Über Sulzbach herrschte das Kloster Frauenalb. Peter Michel stammte aus einem Dorf der Grafschaft Eberstein, vielleicht Ottenau oder Hörden. Hans Becker und Peter Michel saßen einige Monate in Gefangenschaft in Vaihingen (Enz). Bei welchen Bauerngruppen sie mitzogen, lässt sich kaum noch rekonstruieren. Im Gegensatz zu den meisten Murgtälern, die sich nach dem 20. April 1525 zunächst dem Bruhrain anschlossen, hatten Becker und Michel schon früher ihren Weg zu anderen Aufstandsgruppen gefunden. Wie die Urkunde vermerkt, waren sie bereits bei dem „mörderischen Sturm“ von Weinsberg am 16. April 1525 (Ostersonntag) mit dabei (siehe Faktenbox).

Hans Becker und Peter Michel kamen nach einigen Monaten wieder frei. Sie mussten schwören, „mit Wyb und Kind“ das Fürstentum Württemberg für immer zu verlassen. Vorher wurden sie allerdings noch vom Henker mit Ruten ausgepeitscht. Vergleichsweise wenige Menschen von 1525 aus der Schicht des „gemeinen Mannes“, also der einfachen Leute, sind heute noch namentlich bekannt. Bernhart Grickler, Hans Becker und Peter Michel aus dem Murgtal sind Ausnahmen. Ihre Schicksale werfen ein Schlaglicht auf die damaligen Verhältnisse und veranschaulichen, dass auch Handwerker und Gewerbetreibende sich den Bauern anschlossen und Dorfbewohner „mit Wyb und Kind“ ihre Heimat verlassen mussten, weil sie sich für ein besseres Leben und mehr Gerechtigkeit eingesetzt hatten. (Fortsetzung folgt)

 

Die Bluttat von Weinsberg wirft Schatten auf Eberstein

Am Ostersonntag 1525 griff ein Tausende zählender Bauernhaufen aus dem Neckartal und dem Odenwald Burg und Stadt Weinsberg östlich von Heilbronn an. Burgen und Klöster waren vorrangige Ziele der Bauern. Burgen repräsentierten die Macht des über Land und Leute herrschenden Adels und boten die Möglichkeit, sich mit mehr und besseren Waffen einzudecken. Klöster waren wegen ihrer Reichtümer verhasst und boten reichhaltige Verproviantierung. Weinsberg wurde verteidigt von Graf Ludwig von Helfenstein und einer Mannschaft von Adligen und Landsknechten – allerdings erfolglos. Nach der Kapitulation wurde Helfenstein mit 15 seiner adligen Mitkämpfer auf Betreiben eines besonders radikalen Teils der Bauern durch eine Gasse von mit Spießen bewaffneten Aufständischen gejagt und getötet. Den Bewohnern der Stadt geschah nichts. Die Nachricht von dieser Bluttat verbreitete sich wie ein Lauffeuer Viele Adlige suchten nun aus Angst ein Bündnis mit den Bauern, unter ihnen auch Graf Wilhelm IV. von Eberstein (1493-1562), der in Gochsheim (Kraichtal) residierte. Er trat der Bruderschaft der Bauern vom Zabergäu bei (Region links des Neckars). Weinsberg zementierte den schlechten Ruf der Bauern, obwohl diese Tat eine Ausnahme darstellte. Ansonsten zeichneten sich die Aufständischen, im Gegensatz zu ihren fürstlichen Gegnern, nicht durch besondere Grausamkeit aus.

Bild

In der Nähe des Metzgerbrunnens in Gernsbach hatten früher die Metzger ihre Marktstände. Einer von ihnen, Bernhart Grickler, kämpfte im Bauernkrieg in Württemberg.

B4.1 Metzgerbrunnen klein

© Cornelia Renger-Zorn 1999-2025
letzte Aktualisierung: 02.06.2025