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 Bauernkrieg 
Murgtal, Gernsbach
 Folge 5

500 Jahre Bauernkrieg.  Angst geht um im Hause Eberstein

Am Ostersonntag, den 16. April 1525 eroberten Bauern aus dem Neckartal und aus dem Odenwald Stadt und Burg Weinsberg bei Heilbronn. Auf Betreiben einiger radikal gesinnter Aufständischer wurden 16 adlige Verteidiger der Stadt hingerichtet, indem sie durch eine Gasse von Bauern getrieben wurden, die mit Spießen auf sie einstachen. Die Nachricht von dieser Bluttat verbreitete sich wie ein Lauffeuer, viele Adlige fühlten sich bedroht, unter ihnen auch Graf Wilhelm IV. von Eberstein. Anlässlich des diesjährigen Themas „500 Jahre Bauernkrieg“ berichtet das Badische Tagblatt in einer Artikelserie, wie die Bewohner des Murgtals in die Ereignisse verwickelt waren.

Wilhelm von Eberstein (1493 bis 1562) residierte in Gochsheim (Kraichgau). Die Stadt kam im 12. Jahrhundert an die Ebersteiner, fiel später an die Pfalz und 1504 an Württemberg. Dennoch blieben die Ebersteiner Stadtherren, da ihnen sowohl die Pfalz als auch Württemberg den Ort als Lehen (geliehenes Gut) wieder zurückgaben. Wie überall beschwerten sich auch die Gochsheimer schon vor dem Bauernkrieg über „drückende Fronlasten“. 1521 ließ Graf Wilhelm zwei neue Schlossbauten errichten, an denen seine Untertanen mitarbeiten mussten. Außerdem war ihnen auch noch befohlen worden, „unserem gnädigen Herrn ain See auszufueren“. Gemeint war die regelmäßige Befreiung des gräflichen Teichs vom Schlamm. Die gesteigerten Fronpflichten wurden den Gochsheimern zu viel. Sie baten höflich, aber dringend um Reduzierung des Arbeitspensums.

Wenige Jahre später konnte der Ebersteiner nicht mehr auf die Höflichkeit der Kraichgauer Landbevölkerung zählen. Bauern aus der Nachbarschaft überfielen sein Schloss in Gochsheim, wobei es allerdings nur zu geringen Schäden kam. Ziel der Aufständischen war es, möglichst viele Dörfer, Städte und auch Adlige zum Eintritt in ihr Bündnis zu gewinnen nach dem Motto: Kommt ihr nicht zu uns, kommen wir zu euch. Auch der Gochsheimer Amtmann Erpf Ulrich von Flehingen (nahe Gochsheim) war überfallen worden und hatte daraufhin um Aufnahme im Haufen des Zabergäus (Region links des Neckars um Brackenheim) gebeten, um „meine arme lewt und mich unsers leybs und gutts zu sychern“. Am 28. April schrieb Erpf Ulrich an die „ersamen houptleute“ desselben Haufens mit der Bitte, „auch seinen Befehlshaber grave Wilhalmen und seine gemahel mit iren cleinen unerzognen kindlein in eur christlich bruderschaft aufzunehmen“. Wie viele Adlige trat Wilhelm von Eberstein mit seiner Familie sicherheitshalber in eine „christliche Bruderschaft“ von Bauern ein. Der tödliche Spießrutenlauf von Weinsberg lag schließlich erst zwei Wochen zurück.

Die Fluktuationen und Interaktionen der verschiedenen Bauernhaufen lassen sich oft schwer nachvollziehen. Leute aus dem Murgtal kamen zum Beispiel bei Zügen der Aufständischen bis nach Württemberg. Zunächst stießen sie zum Haufen des Bruhrain (Gebiet zwischen Wiesloch und Bruchsal), mit dem die Untertanen der Grafschaft Eberstein gemeinsame Sache machten, und schlossen sich dann mit einem Teil der Bruhrainer dem Haufen des Zabergäus an, der wiederum im vereinigten Haufen der Württemberger aufging. Ein solcher Weg lässt sich zum Beispiel bei dem Gernsbacher Metzger Bernhart Grickler nachverfolgen.

Der vereinigte Württemberger Haufen brachte fast ganz Württemberg kampflos zum Anschluss und nahm am 25. April mit 6000 Mann Stuttgart ein. Mittlerweile rückte aber bereits das Heer des schwäbischen Fürstenbundes heran unter dem Oberbefehl von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil, dem sogenannten „Bauernjörg“, der kurz vorher die Bauern Oberschwabens bei Leipheim nahe Ulm besiegt hatte. Den Württemberger Aufständischen war klar, dass im Falle einer Niederlage das Fürstenheer „einen Haufen nach dem anderen verderben“ würde. Deshalb baten sie auch Adlige um Hilfe, die sich, wenn auch nur pro forma, ihrem Bund angeschlossen hatten, unter ihnen auch Wilhelm von Eberstein. Alle Hoffnungen wurden dann allerdings in der Schlacht von Böblingen zunichte gemacht.

Untergang bei Böblingen

Am 12. Mai traf der Württemberger Bauernhaufen bei Böblingen auf das Fürstenheer des Schwäbischen Bundes. Das Fürstenheer zählte etwa 8000 Mann, die Gegenseite 12000. In einer vierstündigen Schlacht, die eher einem Gemetzel glich, verloren schätzungsweise 6000 Bauern ihr Leben, während die Verluste der Gegner gering waren. Die Schlacht bei Böblingen gehört neben den Schlachten bei Frankenhausen (Thüringen) am 15. Mai und Königshofen (Main-Tauber-Kreis) am 2. Juni 1525 zu den bedeutendsten Schlachten des Bauernkriegs. Mit Böblingen war die Niederlage der Aufständischen im deutschen Südwesten besiegelt. Das Fürstenheer erwies sich als überlegen aufgrund der den Bauern fehlenden Reitertruppen, der größeren Anzahl an Geschützen und einer eingeübten klaren Kommandostruktur. Die militärische Ausrüstung der Bauern war zwar nicht so schlecht wie oft behauptet. In den vielen eroberten Burgen des Adels hatten die Aufständischen auch zahlreiche Waffen und Geschütze erbeutet. Auch fanden sich in ihren Reihen kriegserfahrene Söldner und sogar Adlige. Die regionale Zersplitterung der Widerstandsbewegungen, ihre innere Uneinigkeit und das Fehlen einer überregionalen militärischen Koordinierung und Organisation aber wurden den Aufständischen letztlich zum Verhängnis.

 

Bilder:

Der Renaissancebau des Graf-Eberstein-Schlosses in Gochsheim (Kraichtal) wurde von Wilhelm IV. von Eberstein am Standort einer älteren Burg errichtet.

An einem Portal des Graf-Eberstein-Schlosses in Gochsheim befinden sich Portraits des Erbauerehepaares Wilhelm IV. von Eberstein und Johanna von Hanau-Lichtenberg.

Johanna 1 klein
Ebersteinschloss 1 klein Wilhelm IV. 1 klein

© Cornelia Renger-Zorn 1999-2025
letzte Aktualisierung: 02.06.2025